Luise Büchner (1821-1877), deren berühmtester Bruder der Dramatiker Georg Büchner war, wirkte auch selbst als Schriftstellerin. Zudem vermittelte sie jungen Mädchen Geschichtskenntnisse, die sie sich autodidaktisch angeeignet hatte. Die engagierte Kämpferin gehörte der Frauenbewegung der 1860er und 1870er Jahre an. Ihr bekanntestes Werk Die Frauen und ihr Beruf, das 1855 zuerst anonym und bis 1872 in vier Auflagen erschien, sowie weitere Werke thematisierten die Notwendigkeit einer besseren Erziehung und einer beruflichen Ausbildung für Mädchen und Erwerbsfähigkeit von Frauen.
In diesem Novellenband Aus dem Leben porträtiert Luise Büchner Frauenschicksale des späten 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts. In ihnen vermittelt sie eindringlich z. T. mit Hilfe von historischen Ereignissen und Personen Elemente des von ihr vertretenen Programms für Mädchen und Frauen. Welche Entscheidungen treffen unverheiratete Frauen im Umgang mit Männern? Wie bestimmen sie ihr eigenes Leben, welche Werte der Gesellschaft stellen sie in Frage?
Die vorliegenden Novellen stellen für den heutigen Leser nicht nur eine unterhaltsame Lektüre dar, sondern greifen somit auch Fragen auf, die nie an Aktualität verlieren. Zudem gewähren sie interessante Einblicke in die gesellschaftlichen Verhältnisse des mitteleuropäischen Bürgertums der damaligen Zeit.