Das Werk der Schriftstellerin Eugenie Marlitt und seine literaturwissenschaftliche Einordnung werden bis heute kontrovers diskutiert. Unbestritten ist allein ihr überragender Erfolg bei einem breiten Leserpublikum. Die Untersuchung geht der Frage nach, worauf dieser große Erfolg beruht und wie dieses Werk mit Blick auf die darin behandelten Themen sowie die Struktur und den Stil der Romane einzuordnen ist. Die Grundlinien der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung der Zeit (Liberalismus, Nationalismus) sowie die seinerzeit geltenden Muster für die „Institution Familie“ werden in Erinnerung gerufen.
Ein Überblick über die nicht zuletzt durch Familien-Zeitschriften geprägte Medienlandschaft rundet dieses Bild ab. Näher betrachtet wird hier die „Gartenlaube“ als berühmtestes Beispiel dieses Genres und zugleich wichtigstes Publikationsmedium der Eugenie Marlitt. Den Kern der Untersuchung bildet jedoch die Analyse der Marlitt´schen Romane – dabei steht die Zeichnung der wichtigsten Charaktere des Werkes im Mittelpunkt. Doch auch die Analyse relevanter Handlungs-elemente, die Darstellungsformen der Ehe, die Verarbeitung bestimmter Motive, die Einflechtung von Schauplätzen sowie sagen- und märchenhafter Elemente soll Unterstützung bei der Suche nach den Erfolgsfaktoren für das Werk der Marlitt bieten.
Gleichfalls wird der facettenreichen Entwicklung der „Liebesgeschichte“ besonderes Augenmerk geschenkt. Zusammengenommen ergeben sich daraus Elemente, die den Erfolg der heute nahezu in Vergessenheit geratenen Eugenie Marlitt unterstreichen: eine den Zeitgeist exakt aufgreifende Themenauswahl, die hohe Leserbindung durch eine emotionale Figurengestaltung, die Leserbedürfnisse befriedigende Gestaltung der Geschichte als Entwicklungsroman mit Liebesgeschichte, aber auch die zeitgenössische Situation des Literaturmarktes und die Zeitschrift „Die Gartenlaube“ als Veröffentlichungsmedium.