Levin Ludwig Schücking (1878-1964) lehrte von 1925 bis 1944 Englische Literatur an der Universität Leipzig und war einer der wenigen deutschen Anglisten von Weltruf. Seine Shakespeare-Studien, seine Arbeiten zum Puritanismus und zur Geschmackssoziologie wurden nicht nur in Deutschland diskutiert.
Schücking entstammte einer kulturell geprägten Familie sein Großvater war der engste Freund von Annette von Droste-Hülshoff gewesen. Er war zudem jemand, der sich im akademischen Elfenbeinturm gar nicht wohlfühlte, sondern sich dem Leben und der Politik gegenüber als kritisch und offen darstellte. Schücking dichtete selbst, Literatur beseelte ihn, zudem war er patriotischer Pazifist und politisch engagierter Humanist und Liberaler. In einer Welt ideologischer Einseitigkeit und Fanatisierung forderte er zur Gerechtigkeit auf und wird damit heute besonders aktuell. Zeitbedingt erhielt er jedoch zu Lebzeiten nie eine Festschrift.
Das Institut für Anglistik an der Universität Leipzig gedenkt nun mit dieser Sammlung von Aufsätzen des großen Anglisten und liberalen Humanisten, der zwei Weltkriege und die Repressalien einer Diktatur am eigenen Leib erlebte. Nicht nur Schückings fachliche und politische Leistungen werden neu gesichtet, sondern auch seine persönlichen Seiten. Die Beiträge entwerfen das Porträt eines Gelehrten in schwierigen Zeiten.