Identitätsstiftung, Selbstdarstellung und Propaganda des Rechtsextremismus erfolgen im Wesentlichen mit sprachlichen Mitteln. Dennoch hat die Sprache des Rechtsextremismus bislang noch keine hinreichende Aufmerksamkeit gefunden. Zudem sind sprachliche Codes oftmals schwerer zu entschlüsseln als beispielsweise grafische Symbole. Aus diesen Gründen lohnt es sich, die Spezifika der Sprache in rechtsextremen Medien näher zu betrachten.
Der vorliegende Band versammelt Beiträge, die sich dieser Thematik auf sehr unterschiedliche Weise nähern. Im Zentrum des Interesses stehen dabei vor allem rechtsextreme Fanzines und Texte rechtsextremer Musik. Die Grundlage der Untersuchungen stellt authentisches Quellenmaterial dar, das außerhalb der rechtsextremen Szene nicht oder nur sehr schwer zugänglich ist.
Der Band Sprache des Rechtsextremismus entstand im Rahmen eines gleichnamigen Seminars im Wintersemester 2006/07 am germanistischen Institut der Universität Leipzig. In Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Landesamt für Verfassungsschutz, das einerseits die Textgrundlagen für die Analysen der Studenten zur Verfügung stellte und andererseits die Publikation der Ergebnisse unterstützt, wurden rechtsgerichtete Jugendzeitschriften (sog. Fanzines) und Musiktexte auf ihre sprachlichen Spezifika und Wirkungsmechanismen untersucht. Der Schwerpunkt liegt somit im ersten Teil des Bandes auf der aktuellen rechten Szene in Sachsen. Jedoch finden sich vor allem im einleitenden und ergänzenden Teil auch weiterführende Beiträge zur Instrumentalisierung der germanischen Mythologie in Texten der rechten Szene Deutschlands bzw. zu den Grundmechanismen des Rechtsextremismus im internationalen Vergleich am Beispiel der Ukraine. Die im Sammelband vorgelegten Ergebnisse stellen einen wichtigen Bestandteil für eine umfassende und differenzierte Bewertung des Rechtsextremismus dar. Sie dienen letztlich aber auch als Grundlage für eine kompetente Auseinandersetzung mit rechtsextremistischen Bestrebungen sowie der Präventionsarbeit. Schließlich sensibilisieren die vorliegenden Einzelbeiträge für die immer wiederkehrenden Strategien, mit denen die Autoren der Fanzines und Songtexte eine Identifikationsbasis für die rechte Szene im Allgemeinen bilden. Aber auch die nicht zu unterschätzende Vielfältigkeit der Untergruppierungen in der Szene tritt deutlich zu Tage.